P-51D „Miss Stress“: Diese Mustang ist Süddeutschlands neuer Star (2024)

Wie gemalt wirkt die North American P-51D "Miss Stress", als sie an diesem Spätsommertag neben der Fotomaschine über dem Schwarzwald ihre Runden zieht. Wie ein silberner Pfeil schneidet der elegante Jäger durch den Himmel. Kraftvoll, elegant, mit grollendem V-12 und makellos. Das Team von MeierMotors hat bei dieser Mustang tadellose Arbeit abgeliefert und tut es auch an diesem Tag. Für den Fotoflug über dem Schwarzwald steht die N4034S, so die aktuelle Registrierung, schon fertig getankt und auf Hochglanz poliert für ihren Piloten bereit. Jeder, der die Serie Wingmen verfolgt hat, kennt die Mustang, die Geschichte des Kaufs und der Ankunft in Deutschland. Aus Südafrika kam die – damals noch als "Queen of the Hearts" bekannte – North American 2018 nach Bremgarten.

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Philipp Prinzing

Blank poliert und mit neuem Namen genießt der Eigner seine Mustang ausgiebig und regelmäßig am Himmel über Süddeutschland.

Rückkehr nach Europa

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass der 1944 mit der Serial 44-63889 gebaute Jäger in Europa ist, denn er wurde 1944 der 318th Fighter Squadron zugeteilt und gehörte damit zum bekannten Checkertail Clan der 325th Fighter Group. Die Maschine erhielt die Rumpfnummer "60" und das markante gelb-schwarz-karierte Seiten- und Höhenleitwerk. Im Mai 1944 ersetzten die Mustangs die abgeflogenen Republic P-47 Thunderbolt der Einheit. Mit ihren neuen Mustangs war die Staffel, die im Mittelmeerraum stationiert war, in der Lage, Einsätze weiter in das feindliche Gebiet hineinzufliegen und Bomber von einem Treffpunkt vor dem Ziel, über das Ziel und auf dem Rückflug zum Stützpunkt zu eskortieren. Dies bedeutete, dass eine Gruppe von P-51 in der Lage war, die Deckung zu geben, für die zuvor zwei oder drei Gruppen von P-47 erforderlich gewesen waren.

Zum Zeitpunkt der Umstellung waren sie bereits auf dem italienischen Festland auf dem Flugplatz Lesina, ungefähr 57 km nördlich von Foggia, stationiert. Die 318th Fighter Squadron flog zusammen mit den anderen Staffeln der 325th Fighter Group am 6. und 11. Juni 1944 von russischen Stützpunkten aus Bombereskorten gegen rumänische Flugplätze. Am 6. Juni flogen 104 B-17 und 42 Jägerder 325th einen Angriff auf den Flugplatz von Galati, Rumänien. Während der Luftschlacht schoss die Einheit sechs feindliche Jäger ab, dabei gingen zwei ihrer P-51B verloren (42-103369, 42-103432). Am 11. Juni kehrten das gesamte Personal und die Flugzeuge des Checkertail Clans zum Stützpunkt Lesina zurück. Während des Einsatzes verlor die Gruppe nur zwei der 234 B-17, die sie über die deutschen Ziele eskortierte, und schoss dabei neun feindliche Flugzeuge ab. Im Sommer 1944 konzentrierten sich die alliierten Bombenangriffe auf die deutsche Ölproduktion.

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Philipp Prinzing

Die Lackierung entspricht keinem genauen historischen Vorbild, sondern basiert auf verschiedenen Einflüssen.

Begleitschutz für Bomber

Der Clan begleitete schwere Bomber, die entweder Erdölverarbeitungsanlagen in Rumänien oder Anlagen für synthetischen Kraftstoff in ganz Deutschland, der Tschechoslowakei, Österreich oder Ungarn angriffen. Eine zweite Priorität waren die Mittel, die die Deutschen für den Transport des Rohöls nutzen würden, das Eisenbahnnetz, dem die alliierten Bomber und Kampfflugzeuge große Aufmerksamkeit schenkten. Um den feindlichen Widerstand in der Luft so gering wie möglich zu halten, war es notwendig, gelegentlich Jagdflugzeuge oder Bomber gegen feindliche Flugplätze einzusetzen. Leider ist über die genaue Rolle der 44-63889 bei der 318th nichts bekannt, somit kann nur vermutet werden, dass sie an eben solchen Einsätzen teilnahm.

Sie kam nach dem Ende des Kriegs zurück in die USA und wurde 1963 erstmals zivil von Harry Padley als N7710C zugelassen. Es folgten in den kommenden Jahren einige Halterwechsel und 1973 wurde sie nach Kanada an die McCann-Familie verkauft und auf CF-FUZ umregistriert. Dort erhielt sie auch eine besondere Lackierung, ganz in schwarz mit einem weißen Trennstreifen in der Rumpfmitte, die sie bis 2002 tragen sollte. Während der Zeit in Kanada erfolgte eine erneute Umregistrierung auf C-FFUZ. Als die Mustang 2002 an John Anderson verkauft und erstmals als N4034S zugelassen wurde, war es an der Zeit, den Jäger grundlegend zu restaurieren. Die Arbeiten zwischen 2004 und 2007 wurden unter anderem von der Firma TabAir in East Troy ausgeführt. Dabei wurde auch die dunkelrote Plüsch-Innenverkleidung im co*ckpit entfernt und es wieder in MilitaryStock versetzt. Drei Jahre nach der Restaurierung, bei der final auch erstmals wieder ein Checkerboard am Heck aufgebracht wurde, beschloss Anderson, seine schöne Maschine an den bekannten Warbird-Sammler Stu Davidson aus Port Elisabeth in Südafrika zu verkaufen.

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Philipp Prinzing

Personalisiert und technisch auf Höchstniveau steht die North American P-51D – als heute noch ultimativer Warbird – auf dem Vorfeld des Flugplatzes Bremgarten.

Die Königin der Herzen

Davidson taufte die Maschine auf den Namen "Queen of Hearts" und lackierte sie im weiteren Verlauf seiner Eigentümerschaft erneut um. Sie bekam eine blaue Nase, um damit an die berühmten Blue-nosed Bastards of Bodney zu erinnern. So wurde die 352nd Fighter Group der USAAF genannt, die zwischen 1942 und 1945 bestand. Die Einheit diente als Bombereskorte, als Luftabwehrpatrouille und zum Angriff auf Bodenziele. Sie flog zunächst P-47 Thunderbolt, bevor sie im April 1944 auf P-51 Mustang umrüstete. Die Gruppe war die meiste Zeit ihres Dienstes auf der RAF-Basis in Bodney stationiert und trug den Spitznamen aufgrund des charakteristischen Blaus der Nase ihrer Mustangs. Die D-Day-Streifen am Rumpf und auf den Flächen sind auch nicht fiktiv, denn die 352nd war an den Kämpfen in der Normandie beteiligt und flog meistens Angriffe auf Bodenziele und zerstörte deutsche Kommunikationsanlagen.

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Philipp Prinzing

1944 gebaut, flog die heutige "Miss Stress" einst schon in USAAF-Diensten über Europa.

Verkauf nach Deutschland

Davidson flog die Mustang lange in Südafrika, bevor er sich 2018 zu einem Verkauf entschied. Die Brüder Achim und Elmar Meier des bekannten Warbird-Betriebs MeierMotors machten den Deal und holten die Maschine für den neuen Eigner nach Deutschland. Auseinandergebaut und in den Überseecontainer verladen wurde die Maschine von den Brüdern selbst und traf nach einigen Wochen auf dem Schiff im Juni 2018 auf dem Flugplatz Bremgarten bei Freiburg ein. Der Zusammenbau erfolgte umgehend – und der Betrieb würde nicht zu den weltweiten Topadressen gehören, wenn die Brüder nicht alles dafür tun würden, um ihren Kunden ein absolutes Top-Exemplar zu präsentieren. So bekam die "Queen" noch einen neuen Motor, der vorher in einer Spitfire seinen Dienst versehen hatte. Dafür änderten die Experten aus Bremgarten das Getriebe und den Propellerschaft des Merlin, was bei solchen Motoren auch gang und gäbe ist. Im Zugedessen schickte man den großen Vierblatt-Propeller samt Governor zur Überholung. Der Governor ist für den Verstellmechanismus des Propellers zuständig und muss,wie auch die Luftschraube,in regelmäßigen Abständen zur Überholung. Alle Schläuche und Leitungen am Flugzeug wurden getauscht. Kleine Arbeiten, wie der Austausch des Fahrwerkshebels, Avionik-Check und die obligatorischen Systemüberprüfungen, wie Ölwechsel oder Kühlmitteltausch, sowie eine frische Jahresnachprüfung waren selbstverständlich. Die Projektverantworlichen Achim Meier, Julian Heinrich und Felix Ohlhoff haben ganze Arbeit geleistet..

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Philipp Prinzing

Die Nose Art ist selbstverständlich lackiert. Ein Aufkleber wäre aber auch ein echt mieser Stilbruch...

"Queen" wird zur "Miss Stress"

Als Krönung der Arbeiten spendierte der neue Eigner der Mustang noch ein neues Farbkleid und eine neue Nose Art. So wurde aus der bekannten "Queen of the Hearts" die "Miss Stress" mit passender Dame in Pose. Bei der Nose Art handelt es sich nicht um einen Aufkleber, sondern um ein stilechtes Kunstwerk vom in der Szene bekannten Künstler Radek. Der Rumpf wurde übrigens nicht wie bei älteren Restaurierungen silbern lackiert, sondern in stundenlanger Arbeit auf Hochglanz poliert. Genau so, zwar nicht so glänzend, aber mit unlackiertem Rumpf und lackierten Flächen, verließen die Mustangs auch in den 1940er Jahren das North-American-Werk in Inglewood. In der Saison 2021 war die "Miss Stress" mehrfach auch abseits von Bremgarten zu sehen. Unter anderem auch beim Formationstraining zusammen mit "Frances Dell" und bei einem öffentlichen Auftritt beim Tag der offenen Tür auf der Base Aérienne 116 Luxeuil-Saint Sauveur. Bestimmt wird man diesen silbernen Pfeil noch oft glänzend und wunderschön durch das ihm seit 78 Jahren bestimmte Element surfen sehen.

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Philipp Prinzing

Klassiker-der-Luftfahrt-Chefredakteur Philipp Prinzing ist seit dem Kindesalter mit der historischen Luftfahrt verbunden und leitet das deutsche Magazin für Luftfahrtgeschichte seit 2016. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Luftfahrtfotografie und die Klassikerszene in Deutschland. Mit seinen air-to-air-Aufnahmen hat er sich weltweit einen Namen gemacht.

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